Von Anne-Kathrin Meier

Hören – Sehen – Riechen – Schmecken – Tasten – Gleichgewicht – wir werden ständig mit Reizen aus unserer Umgebung konfrontiert. Sie leiten uns und vermitteln uns eine Vorstellung von unserer Umwelt. Sind unsere Sinne beeinträchtigt oder gestört, werden diese Reize oft fehlerhaft oder gar nicht wahrgenommen, gesteuert oder interpretiert. Menschen in diesen Situationen zu unterstützen, dass sie lernen, sich entspannen und mit ihren Mitmenschen interagieren können, ist vielen in der Pflege tätigen Personen eine Herzensangelegenheit. So erging es auch Jan Hulsegge und Ad Verheul. 

Sie arbeiteten als Zivildienstleistende in den Niederlanden in einer Einrichtung für Menschen mit schwersten Behinderungen in der Abteilung „Entspannung“ der Institution „Haarendael“. Während ihrer Tätigkeit in den 1970er Jahren entwickelten sie dafür ein multifunktionales Konzept.

Es gelang ihnen, einen Raum so zu gestalten, dass die Sinne auf verschiedene Arten angeregt werden. Neben besonderen Licht- und Klangelementen setzten sie auf Musik, sanfte Vibrationen, Temperatur- und Tastreize.

Wie sollten Hulsegge und Verheul diese vollkommen neue Entspannungsmethode nennen? Um beide Seiten, das Anregen der Sinne und das Entspannen zu vereinen, kreierten sie ein neues Wort: Aus der Kombination der niederländischen Wörter „snuffelen“, – etwa „schnüffeln, schnuppern“ – und „doezelen“ – dösen, duseln bildeten sie das SNOEZELEN.

Die Sinne beim Snoezelen

In unserer lauten, hektischen Zeit fällt es den Menschen oft schwer, entspannende Sinneserfahrungen zu machen oder gar einzelne Wahrnehmungsbereiche gezielt anzusprechen. Das Snoezelen bietet die Möglichkeit, diese Erfahrungen in einem geschützten Rahmen zu erleben. In einem Snoezelen-Raum erlebt die Person Wahrnehmungen mit allen Sinnen unabhängig voneinander. Die angenehme Atmosphäre erzeugt Wohlbefinden und Zufriedenheit und trägt zur Entspannung bei.

Das Hören: 

Die Ohren erfassen Geräusche und Töne aus der Umwelt. Verschiedene Klänge und Musik erzeugen unterschiedliche Stimmungen.

Das Sehen:

Über unsere visuelle Wahrnehmung erleben wir unsere Umgebung und unsere eigene Persönlichkeit. Helligkeit, Farben, Schattierungen, Umrisse und Schärfen konstruieren Erinnerungsbilder. Verschiedene Licht- und Projektionsquellen sowie Spiegel regen diesen                                                      Bereich an.

Das Riechen und Schmecken

Riechen und Schmecken sind in unserer Erlebniswelt gleichbedeutend. Der Geruchs- und der Geschmackssinn als wesentliche Erinnerungsauslöser prägen unseren Gemütszustand. Gezielt ausgewählte Düfte wecken angenehme Gefühle und Erinnerungen.

Das Tasten

Über unsere Haut nehmen wir unterschiedliche Berührungsreize wahr. Der Tastsinn gibt uns ein Bild über Formen oder Zustände, zum Beispiel rau oder glatt, warm oder kalt, weich oder hart. Verschiedene Oberflächenstrukturen und Gegenstände sprechen diesen Sinn an.

Das Gleichgewicht

Eher unbewusst nehmen wir die Lage des Körpers im Raum und die Stellung der einzelnen Körperteile zueinander  wahr. Ein Snoezelenraum verfügt über unterschiedliche Sitz- und Liegemöglichkeiten, z. B. Sitzsäcke, Wasserbetten und Hängematten.

Der Snoezelenraum

Der Mensch kann im Snoezelen-Raum auf Entdeckungsreise gehen, kann alle seine Sinne nutzen, kann  in einer angenehmen Atmosphäre abschalten und träumen. Dafür braucht es keine besonderen Kompetenzen; jede Person kann einfach so sein, wie sie ist. Einer oder mehrere Sinne werden angesprochen, ohne eine eigene kognitive Leistung erbringen zu müssen. Dosiert eingesetzt  ist Snoezelen eine sinnvolle Ergänzung zum therapeutischen Konzept von Pflegeeinrichtungen, auch und gerade für Menschen mit Demenz.

Snoezelen erleben

Im LEB Bildungszentrum Parchim e. V., einem Mitglied im Netzwerk Demenz des Landkreises, gibt es so einen „Snoezelenraum“. Er wurde im Rahmen eines Projektes von Schülerinnen des 3. Ausbildungsjahres in der Altenpflege eingerichtet. Dort können Sie sich nach vorheriger Terminabsprache selbst ein Bild vom Snoezelen machen. Zum Projekt gehört auch ein „Snoezelenmobil“, ein Koffer voller Anregungen für die Sinne, der gegen eine Gebühr ausgeliehen werden kann.